Webforum Hybridoffice by DART Beratende Designer

Strategische Unternehmensentwicklung profitiert von New Work.

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Christoph Hegger
01. 10. 2021• min Lesezeit

Die Zukunft des Büros.
Erkenntnisse aus einem Jahr Webforum.

Die Podiumsdiskussion.
Live aus dem MLD Filmstudio, Leonberg.
 

Fünf ausgewiesen Experten hatten sich in Leonberg zusammengefunden, um sich – trotz Pandemie – im direkten Dialog mit der Arbeitswelt von morgen auseinanderzusetzen. Moderiert von Christoph Hegger, Geschäftsführer von DART Beratende Designer, wurde kontrovers die tiefgreifende Veränderung des tradierten Büros diskutiert. Die Erkenntnis: Wer bei Innovationsfähigkeit, Produktivität und Mitarbeitermotivation konkurrenzfähig bleiben will, muss sein Unternehmen auf diversen Ebenen neu aufstellen.

New Work bedeutet mehr als kleinere Büros und regelmäßiges Homeoffice. Wer bei Innovationsfähigkeit, Produktivität und Mitarbeitermotivation konkurrenzfähig bleiben will, muss sein Unternehmen auf diversen Ebenen neu aufstellen.

Christoph Hegger

Die Teilnehmer des Webforum Hybridoffice im mld Studio, Leonberg. Von links nach rechts: Christian Straub, Prof. Florian Kunze, Moderator Christoph Hegger, Gabriele Church, Fabian Kehle und Richard Weller.

Initiator Christoph Hegger hatte hierzu einen illustren Teilnehmerkreis eingeladen, der höchst unterschiedliche Perspektiven einbrachte. Die akademische Forschung war mit Prof. Dr. Florian Kunze vom Lehrstuhl für Organisational Studies an der Universität Konstanz vertreten. Er betreibt seit zwei Jahren die größte Homeoffice-Studie Deutschlands auf Basis einer dauerhaft ausgelegten Umfrage unter Büroangestellten und Führungskräften.
 

Ihm gegenüber saß mit Fabian Kehle ein unternehmerischer Praktiker. Als Geschäftsführer der Matthias Meidlinger Gruppe in Brackenheim, hat er die Bedürfnisse seiner Mitarbeiter mit denen eines produzierenden Hightech-Betriebes zu vereinbaren.

Als Unternehmer bewerte ich lieber Arbeitsergebnisse als Arbeitszeiten. Selbst Produktionsbetriebe mit Stempeluhren werden sich ändern müssen.

Fabian Kehle

Kehle wies darauf hin, dass eine ausgedehnte Homeoffice-Nutzung in vielen Unternehmen die Belegschaft spalten könne: in die Privilegierten aus dem Büro, die nun auch noch bequem von zu Hause arbeiten dürfen, und diejenigen Mitarbeiter, deren Tätigkeit nur im Betrieb erfolgen könne und die ohnehin häufig mit weniger Prestige ausgestattet seien.

Fabian Kehle, Geschäftsführer bei der Mathias Meidlinger Gruppe, warnte vor einer Überregulierung der Arbeitswelt, die individuelle und damit bessere Lösungen für Unternehmen und Mitarbeiter erschwere.

Mit Erkenntnissen aus seiner Konstanzer Homeoffice-Studie hatte Prof. Kunze zuvor in einer prägnanten Keynote zu Beginn eine solide Faktenbasis geschaffen. In mittlerweile 14 Befragungswellen wurden seit Frühjahr 2020 ca. 700 Erwerbstätige in Deutschland kontinuierlich nach ihren persönlichen Erfahrungen mit dem Homeoffice befragt. Sie offenbaren sowohl die Unumkehrbarkeit der Entwicklung ebenso wie deren Risiken.

Wer Homeoffice einführt, muss im Gegenzug im Büro „Kulturtankstellen“ einrichten, an denen die vermisste soziale Interaktion mit den Kollegen stattfindet. Sonst verliert das Unternehmen auf Dauer seine Identität.

Professor Florian Kunze

Gleichwohl warb er nachdrücklich für diesen Ansatz, der – erfolgreich umgesetzt – reiche Ernte in Form motivierter und verantwortlich handelnder Mitarbeiter einbringe.

Brandaktuelle Erkenntnisse: Prof. Kunze stellte neue Zahlen zu seiner Konstanzer Homeoffice-Langzeitstudie vor.

Richard Weller, Geschäftsführer der Alpha IC in Nürnberg, entwickelt neue Führungskonzepte, die er nicht zuletzt in seinem eigenen Unternehmen einem nachhaltigen Realitätstest unterzieht. Auch er verwies darauf, dass es zu kurz gesprungen sei, Mitarbeiter ins Homeoffice zu schicken, ohne grundlegend Führungskultur, Bewertungskriterien und damit verbundene Kommunikationsprozesse anzupassen. Insbesondere die Chefs stünden vielfach vor der Aufgabe, sich von einer auf Kontrolle ausgerichteten Mitarbeiterführung hin zu einer Vertrauenskultur weiterzuentwickeln. Nach seiner Beobachtung sei so manche Führungskraft hiervon überfordert. Das Problem seien oftmals nicht die Mitarbeiter sondern deren Chefs.

Vertrauen ist das A und O. Wenn das fehlt, können wir noch so schöne Arbeitswelten bauen – es wird nicht funktionieren.

Richard Weller

Richard Weller, Geschäftsführer der Alpha IC, warb erneut engagiert dafür, in eine vertrauensbasierte Unternehmenskultur zu investieren

Gabriele Church von design2sense in Leipzig empfahl in diesem Zusammenhang, die individuellen Gegebenheiten der Unternehmen genau zu betrachten. Wer die DNA eines Unternehmens entschlüssele, könne Raumkonzepte und Prozesse entwickeln, in denen sich auch Mitarbeiter unterschiedlicher Bereiche wiederfänden. Grundsätzlich beeinflusse der Kontext unserer Arbeit, wie diese gelänge, und wie gut sich der Mitarbeiter dabei fühle. Zu diesem Kontext zähle auch, dass der Werker in der Produktion die gleiche Wertschätzung erfahre, wie der Projektleiter im Büro. Sie empfahl daher, dank Desksharing freiwerdende Flächen nicht einfach abzukündigen, sondern sie etwa als Teamflächen für alle zu nutzen.

Das Wissen darüber, wie ein Unternehmen am besten arbeitet, liegt – oftmals verschüttet – immer in diesem selbst. Das müssen wir freilegen, bevor man funktionierende Konzepte entwickeln kann.

Gabriele Church

Zwei Experten für optimale Arbeitsplatzgestaltung unter sich: Gabriele Church, Architektin der „Arbeitsweltverbesserer“ von design2sense, im offensichtlich inspirierenden Dialog mit Christian Straub, Head of Sales YOYO bei Kesseböhmer Ergonomietechnik.

Christian Straub, bei Kesseböhmer Ergonomietechnik im schwäbischen Weilheim für die Entwicklung des Smart Office Systems YOYO verantwortlich, brachte einen weiteren Aspekt in die Diskussion ein: Mit der massenhaften Verlagerung der Arbeit ins Homeoffice seien manche Errungenschaften moderner Arbeitsplatzgestaltung zunächst verloren gegangen – statt ergonomischem Mobiliar sitzt man auf Küchenstühlen und statt optimaler Arbeitsplatzbeleuchtung dämmert Omas Nachtischlampe. Hier gäbe es massiven Nachholbedarf schon aus ökonomischen Gründen, denn ansonsten würde etwa die ohnehin schon hohe Fehlrate aufgrund von haltungsbedingten Rückenschäden sprunghaft anwachsen.
Zudem biete der Markt mittlerweile intelligente Lösungen, um die hybride Arbeitswelt in all ihren Verortungen flexibel und effizient zu managen. Diese bildeten das komplexe Geschehen von Homeoffice bis Headquarter laufend ab. Entscheidungsgrundlagen, die im Facility Management bislang häufig fehlen würden.

Die Unternehmen müssen dringend beginnen, mutig an ihren Konzepten für die hybride Arbeitswelt zu arbeiten. Tools für deren Umsetzung gibt’s genug, doch die helfen nur, wenn die eigenen Ziele klar sind.

Christian Straub

In der Diskussion wurde deutlich: Die Pandemie hat zu Lösungen gezwungen, die sich viele zuvor nicht haben vorstellen können. Moderator Christoph Hegger sah darin die innovative Kraft, die einem mutigen Experiment innewohne. Wichtig sei nun, die Prozesse etwa durch Befragungen von Mitarbeitern und Führungskräften kontinuierlich neu zu bewerten. So ließen sich Fehlentwicklungen frühzeitig abfangen und die Akzeptanz im Unternehmen für den Gesamtprozess erhalten.

Christoph Hegger, Geschäftsführer bei DART Beratende Designer, Stuttgart, leitete gewohnt souverän durch die Sendung.

Hegger verband den Dank an Referenten und Zuschauer mit der Ermunterung, den notwendigen Mut bei der Suche nach Lösungen in den Unternehmen aufzubringen. Ausdrücklicher Dank richtete er an die Sponsoren und Unterstützer des Webforums, ohne die Veranstaltung nicht möglich gewesen wäre.

 
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